Die Bundesregierung weist (seit 2017) in ihrer Nachhaltigkeitsstrategie auf die besondere Rolle von Kunst und Kultur, Kreativwirtschaft und Kulturschaffenden für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele hin. So beschäftigten sich Künstlerinnen und Künstler seit jeher mit dem Verhältnis zwischen Kultur und Natur, mit Dystopie und Utopien, mit gesellschaftlichen Transformationsprozessen und deren Gestaltung.
Künstlerische, kreative Denkansätze und Gestaltformen können Menschen zu nachhaltigem Handeln ermutigen, können Unangenehmes aufzeigen ohne zu bewerten, und neue Impulse geben. Mittels der kreativen Herangehensweise kann es hierbei gelingen, dass Unbeteiligte respektive vom Thema unberührte Personen einen leichteren Zugang zu Themen finden als durch klassisch-formale Bildungsarbeit.
Im Kontext der hessischen Nachhaltigkeitsziele reihen sich unsere Projekte und Kampagnen in eine Vielzahl von Maßnahmen ein, die kreative Gestaltungsformen für ihre Arbeit nutzen. Die meisten Projekte und Kampagnen setzen auf verschiedene Ansätze und verbinden diese, um die sehr vielfältigen Themen für unterschiedlichste Zielgruppen aufzubereiten.
Ich möchte Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, mehr über die Herangehensweise unserer Arbeit anhand von zwei Beispielen erzählen. Als gemeinnütziges Unternehmen aus Frankfurt am Main verfügen wir über ein sehr heterogenes Netzwerk an Akteurinnen und Akteuren, die uns für ihre Bedarfe in Hinsicht auf Nachhaltigkeit sensibilisieren.
Das bedeutet: Eine oder mehrere Interessengruppen spiegeln uns ihre relevanten Herausforderungen, und wir unterstützen bei der Lösungsentwicklung.
Welcher Rahmen bestimmt mein Produktdesign? – Beispiel "Taschen-Tausch-Stationen"
Bereits 2016 bewirkte die Bundesregierung mit dem Handel eine Selbstverpflichtung zur Abschaffung der kostenfreien Herausgabe von Plastiktüten. Die Umwelt- und Klimafolgen sollten nach ein paar Jahren evaluiert werden, um zu ermitteln, inwiefern diese Freiwilligkeit eine gesetzliche Regelung obsolet machen würde. Nun gibt es mittlerweile dennoch ein Gesetz, doch das nur als Randnotiz…
In diesem Kontext kam der Gewerbeverein Bornheim-Mitte e.V. in Frankfurt damals mit der Idee auf uns zu, kleine „Stationen“ zu entwickeln, die vor Geschäften entlang einer Einkaufsstraße platziert und mit gebrauchten (Papier)Taschen bestückt werden, die dann von Passantinnen und Passanten kostenfrei herauszunehmen sind, um sie beispielsweise zum Einkaufen zu nutzen. Aber nicht nur zur Entnahme, sondern auch zur „Befüllung“ sollten die sogenannten Taschen-Tausch-Stationen aufrufen. Denn wer findet zuhause nicht mindestens einen Stapel alter Tragetaschen, die ungenutzt weder der Umwelt noch uns etwas bringen?!
Zunächst gab es für die Idee kaum Budget, weshalb wir sie mithilfe einer Designerin sehr pragmatisch konzipierten und zunächst Hinweisschilder für den Taschen-Tausch auf einem "Wühlkorb" platzierten und weitere Werbemittel gestalteten.