Dagmar, als Förderberaterin unterstützt du hessische Unternehmen dabei, EU-Mittel zu beantragen. Wie läuft eure Beratung konkret ab?
Ich lasse mir im Vorfeld der Beratungsgespräche gerne eine Projektskizze zuschicken. Das ermöglicht mir vorweg einen Einblick in das Unternehmen und in das zu fördernde Innovationsvorhaben. In dem gemeinsamen ersten Termin mit dem Unternehmen besprechen wir dann den Stand des Projektes sowie die Vorstellungen, Bedürfnisse und Ressourcen der Interessenten. Fragen, die ich in diesem Gespräch ebenso stelle, betreffen den Finanzierungsbedarf, eventuell vorhandene Erfahrungen bei der Antragsstellung von Projekten sowie Kontakte zu internationalen Partnern. Es ist meine Aufgabe als Beraterin, die richtigen Fragen zu stellen, um geeignete Förderprogramme vorschlagen zu können. Wenn für ein Unternehmen eine Antragsstellung dann in Frage kommt, gehen wir in einem nächsten Termin tiefer und besprechen die Teilbereiche des Antrags.
Ist die Beratung kostenlos?
Unsere Beratungen sind kostenfrei, denn sie werden vom Land Hessen und von der Europäischen Kommission gefördert. Unser Beraterteam gehört zur hessischen Wirtschaftsfördergesellschaft, Hessen Trade & Invest GmbH, und ist zugleich Mitglied im Enterprise Europe Network der Europäischen Kommission. Mit über 600 Beratungsstellen in über 60 Ländern weltweit ist es wohl das größte Beraternetzwerk für innovative Start-ups und kleine und mittlere Unternehmen mit internationalen Ambitionen.
Der Wettbewerb um europäische Mittel ist groß. Für wen lohnt sich der Blick nach Brüssel, kannst du pauschal sagen, welche Voraussetzungen Unternehmen in jedem Fall erfüllen sollten?
Ja, der Wettbewerb ist sehr groß. Die Förderanträge werden von Unternehmen aus der ganzen EU eingereicht, was oft zu einer Überzeichnung der Programme führt. Letztlich muss das eigene Innovationsprojekt aus der Menge anderer sehr guter Anträge klar herausstechen. Die EU-Kommission unterstützt herausragende neuartige Lösungen – egal um welches EU-Programm es sich handelt. Für eine EU-Förderung zeichnet sich das Vorhaben durch eine europäische Dimension aus und passt zu den Strategien und politischen Zielen der EU.
Für manche Projekte können verschiedene Programme in Frage kommen, neben dem thematischen Fokus des Projektes und der Projektart spielen hier nun auch die Vorstellungen und Voraussetzungen des Unternehmens eine Rolle. Viele Unternehmen, die in die Beratung kommen, ziehen eine Einzelförderung einer Einbindung in ein internationales Projektkonsortium vor. Auch sollte bei der EU-Antragsstellung eher ein mittelfristiger Zeithorizont eingeplant werden. Die Ausschreibungen in den Programmen sind zeitlich terminiert, ebenso nehmen die Evaluierung und die Vertragsunterzeichnung eine gewisse Zeit in Anspruch.
Ich denke aber, die Chancen, die eine EU-Förderung für eine starke Innovation mit sich bringt, sind erheblich: Die EU bietet sehr hohe Förderquoten und sehr hohe Fördersummen, die als Zuschüsse ausbezahlt werden und somit nicht zurückgezahlt werden müssen. In Verbundprojekten arbeitet man zudem mit europäischen Partnern zusammen, kann so sein Netzwerk erweitern und auf internationale Märkte vordrängen.
Wurde man einmal gefördert, erhält man Zugang zu einer Community mit weiteren attraktiven Unterstützungsangeboten der EU, insbesondere beim Zugang zu privatem Kapital und bei der Vernetzung mit Großunternehmen. Ein erfolgreicher Antrag ist definitiv ein Aushängeschild und öffnet dem Unternehmen viele Türen. Auch ergeben sich oft Möglichkeiten auf eine Anschlussförderung, wenn man einmal in einem Konsortium beteiligt war.